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Filmkritik: LAG RBF NRW mit Statement zum Film “Mutter, Mutter, Kind”

veröffentlicht am 27. Oktober 2022

Der Film „Mutter Mutter Kind“ läuft in den Kinos. Die Landesarbeitsgemeinschaft Regenbogenfamilien NRW hat die Langzeitdokumentation über eine Regenbogenfamilie gesehen und kritisch diskutiert. Nun hat sie ein Statement dazu verfasst.

Nicht alles schmeckt im Film – Bild: Pavel Danilyuk

Hier könnt Ihr das Statement der LAG RBF NRW lesen:

Der zurzeit in deutschen Kinos laufende Film „Mutter Mutter Kind – Let’s do this differently“ begleitet
über 12 Jahre hinweg eine Regenbogenfamilie und deren Angehörige. Die Zuschauenden werden mit-
genommen in die Entwicklung einer queeren Familie, in ihren Alltag und ihre Herausforderungen. Die
Familie ist das, was den Film sehenswert macht. Dabei übernehmen die Kinder einen beeindruckenden
Part. Sie sorgen immer wieder für tiefe emotionale Berührung, sie stellen stereotype, konservative,
heteronormative, queer- und generell menschenfeindliche Äußerungen in den Schatten.

Queerfeindliche Äußerungen sowie die Reproduktion heteronormativer Rollenklischees stellen bei der
Betrachtung des Films eine große Herausforderung dar, denn dieser ist durchzogen mit solchen Äuße-
rungen. So werden in eingespielten Sequenzen mit Schauspieler*innen kritische Stimmen eines
Psychologen und einer „besorgten Mutter“ zum Thema Regenbogenfamilien dargestellt. Laut Regis-
seurin Ernst wurde dieses Stilmittel bewusst gewählt, um in der Gesellschaft noch immer vorherr-
schende Einstellungen und Vorurteilen gegenüber Regenbogenfamilien Raum zu geben. Dadurch dass
diese Einspieler unkommentiert für sich stehen bleiben und keinerlei wissenschaftliche Gegendarstel-
lung gegeben wird, entsteht eine Schieflage. Allein an der portraitierten Familie können wir sehen, was
Studien längst belegen: Kinder, die in Regenbogenfamilien aufwachsen, sind glücklich, selbstbewusst,
sozial und empathisch.

Im Film wird nicht nur die Frage „Was ist eigentlich Familie?“ aufgeworfen, sondern wiederholt repro-
duziert, dass eine Vaterrolle/eine männliche Bezugsperson fehlt, wenn Kinder mit zwei Müttern groß-
werden. Für die meisten Regenbogenfamilien ist die Konfrontation mit Diskriminierung tagtägliche Re-
alität. Ein Film, der genau dies fortführt, sollte nicht ohne weiteres das Prädikat „Sehenswert“ erhalten.
Zumindest sollten Personen, die sich „Mutter Mutter Kind“ im Kino ansehen wollen im Vorfeld deutlich
gemacht werden, dass im Film Queerfeindlichkeit und heteronormative Stereotype reproduziert wer-
den.

„Mutter Mutter Kind“ hätte ein stärkender Film für (zukünftige) Regenbogenfamilien werden können
– und die Elemente dafür enthält er zum Teil auch. Sie hätten lauter sein dürfen und müssen!

Die L.MAG-Kritik vom 19.10.2022 findet Ihr hier