Bestellt und nicht abgeholt? – Moralische Empörung verschleiert den Kern des Problems
veröffentlicht am 25. Juni 2020Leihmutterschaft ist ein heißes Thema: Es gibt so viel gesellschaftlichen, rechtlichen und ethischen Diskussionsstoff, der offensichtlich für viele sehr emotional aufgeladen ist. Die Diskussion wurde in der Corona-Krise noch durch die Bilder Dutzender von Leihmüttern geborener Babys aufgeheizt, die in einem ukrainischen Hotel aufgereiht in Bettchen auf ihre Eltern aus dem Ausland warten. Antje Schrupp bleibt in ihrem Beitrag auf Zeit Online nicht an der Sensations-Oberfläche, sondern gräbt tiefer.
In dem sehr lesenswerten Beitrag geht es um das komplexe Themenknäuel von Geschlechtergerechtigkeit, biologischer Verwandtschaft, Reproduktionsindustrie, Rechtstradition und Mutterschaft. Als eigentliches Zentrum der Auseinandersetzung arbeitet Antje Schrupp die Frage nach der Gestaltung von Elternschaft „jenseits von biologistischen Mutterschaftsidealen und jenseits einer profitorientierten Reproduktionsindustrie“ heraus. Die Kommentare zu dem Artikel zeigen, dass dieser Beitrag durchaus aneckt – er eröffnet aber eine neue Diskussionsebene, die nicht von moralischer Empörung bestimmt wird. Anecken kann hier nur helfen.